First light 115

Nach einem halben Jahr mit dem Reise-APO (TS-Optics ED APO 80/500 f/6,25) hatte ich das Gefühl, entweder durch Wolken oder durch die kleine Öffnung des Instruments begrenzt zu sein. In den wenigen Stunden Beobachtungszeit kamen recht wenig Photonen zusammen.

Im August konnte ich nun günstig ein TS-Optics ED Triplet APO 115/800 f/7 erstehen. Damit habe ich 43% mehr Öffnung, ausserdem ist das Triplet EDT dem zweilinsigen ED-APO in Sachen Farbreinheit deutlich überlegen. Ausserdem nutze ich jetzt auch noch einen 0,79x-Reducer, der die Brennweite wieder auf 632mm verkürzt und das Öffnungsverhältnis aus schnelle f/5,5 verbessert.

Vergleich 80-115…Evolution: alles gleichgeblieben bis auf Rohr und Reducer.

Insgesamt also eine feine Photonensammelmaschine…nach einigen Umbauwirren steht es nun bereit:

Großes Rohr unter großem Wagen

Wie üblich ist mein Benchmark das Pärchen aus M81/M82. Erfreulicherweise ist das Bildfeld des 115ers mit dem Reducer grad eine mal eine halbe Bogenminute groß und da passen Bode&Cigar haargenau rein. Mit Glück konnte ich am 18.8.25 vier Stunden belichten. Das Ergebnis sah rohintegriert (nur lights, keine flats/darks/bias-Kalibrationsbilder) auf dem Steuercomputer ASIAIR ganz passabel aus. Nachdem ich dann die Bilder inklusive der Kalibrationsbilder in die „richtige“ Software PixInsight geladen hatte und den linearen Anteil der Bearbeitung abgeschlossen hatte, kam ein sehr merkwürdiges Bild raus – mit Fleckenmuster.

Das Bild sollte besser werden, nicht schlechter…

Habe dann auf astronomie.de und astrobin um Hilfe gerufen und die auch prompt bekommen. Vermutlich sei etwas mit meinen flats nicht in Ordnung – da belichte ich ja eine möglichst homogen leuchtende Fläche mit einer Belichtungszeit, die die mittlere Bildhelligkeit grade auf das halbe Maximum bringt. Dazu nutze ich eine Leuchtmaltafel, mit der man normalerweise Bilder „durchpaust“. Und deren LEDs werden periodisch ein- und ausgeschaltet. Wenn diese Blinkfrequenz in einem ungünstigen Verhältnis zur Auslesefrequenz der Kamera steht, kann das Interferenzmuster ergeben – ähnlich wie die merkwürdigen Moiré-Effekte früher im Fernsehen, wenn der Moderator ein kleingestreiftes Jackett trug.
Also musste die Belichtungszeit der Kamera rauf, um dieses Frequenzverhältnis zu entspannen. Dazu mussten schlicht acht Blatt Druckerpapier zwischen LED-Panel und Teleskop. Die Belichtungszeit kletterte damit von 1/500sec auf eine halbe Sekunde. Die damit erzeugten flats kamen dann in den gleichen Kalibrationsprozess wie vorher und – hurra – die Flecken waren Geschichte.

Kaum macht man’s richtig, schon funktioniert’s:

Neben der Helligkeitskalibration über die flats sind in PixInsight noch mehrere Optimierungsschritte gelaufen – zunächst auf den linearen Bilddaten:

  • Hintergrundrauschen entfernt (automatic background extraction ABE)
  • Bildschärfung (deconvoution – BlurXterminator BXT)
  • Farbkorrektur (spectrophotometric color calibration SPCC)

Und schließlich der Übergang in den nichtlinearen Bildraum, bei dem der Intensitätszusammenhang zwischen einem Rohbildpixel und dem Ausgabebild nicht mehr linear, sondern „irgendwie verschoben“ ist, um einen natürlichen Bildeindruck zu erhalten. Das erledigt die Histogramtransformation, bei der die Funktion, die Originalbildpunktintensität auf Zielbidpunktintensität beschreibt, keine Gerade mehr ist, sondern deutlich bauchig mit verschobenem Nullpunkt:

Das war für einen ersten Wurf kompliziert, aber wie heisst es so schön „sometimes you win, sometimes you learn“ – in diesem Falle wohl beides.


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